Augenbeteiligung bei
Erkrankungen der Schilddrüse

24.08.2022
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Die Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein paarig angelegtes Organ am Hals. Ihre Hauptfunktion ist die Bildung von spezifischen Hormonen welche den Stoffwechsel unseres Körpers beeinflussen. Eine Störung der Schilddrüse geht mit einer veränderten Hormonproduktion (Mangel oder Überschuss von Hormonen) einher und kann zahlreiche Symptome hervorrufen. Müdigkeit, Veränderungen von Haut und Haaren, Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust, Antriebsminderung oder Herzrasen sind einige Beispiel für mögliche Beschwerden.  Je nach Form der Schilddrüsenerkrankung ist auch eine Beteiligung der Augen möglich. Dies kann sich zum Beispiel in Form von Doppeltsehen durch Störungen im Bereich der Augenmuskulatur oder hervorstehende Augen im Rahmen der endokrinen Orbitopathie bemerkbar machen.

Hervorstehende Augen bei Schilddrüsenüberfunktion

Die Schilddrüse ist ein endokrines Organ. D.h., sie stellt Hormone zur Verfügung die über die Blutbahn zu den jeweiligen Zielorganen gelangen. Tritt bei einer Funktionsstörung der Schilddrüse (meist Überfunktion) zusätzlich eine Augenbeteiligung auf, so spricht man in der Medizin von der ’Endokrinen Orbitopathie’. Orbitopathie bezeichnet dabei die Erkrankung der Augenhöhle.

Ursachen noch ungeklärt

Der Mechanismus der Erkrankung beruht auf eine fehlgesteuerte Reaktion des Immunsystems unseres Körpers. Antikörper (von unseren Zellen produzierte Substanz) die normalerweise der Abwehr von Erregern von aussen, wie zum Beispiel Viren oder Bakterien, dienen, richten sich gegen Oberflächenstrukturen der eigenen Organe und bewirken dort entzündliche Reaktionen. Dabei kann jedes Organsystem betroffen sein. Im Fall des Auges werden Bestandteile der Augenhöhle von Antikörpern angegriffen; Muskel, Fettgewebe und Bindegewebe. Auslöser für diese Autoimmunreaktion sind nach wie ungeklärt. Zusammenhänge mit Infektionen (v.a. Viren), erhöhtem Stress sowie Nikotinkonsum werden stark vermutet.

Auge und Schilddrüse

Wo besteht nun aber der Zusammenhang zwischen den Augen und der Schilddrüse? Eine Schilddrüsenerkrankung muss nicht, kann aber mit Störungen im Bereich der Augen einhergehen. Die endokrine Orbitopathie tritt bevorzugt gemeinsam mit einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen auf. Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist eine Autoimmunerkrankung namens Morbus Basedow. Eine spezifische Gruppe von Antikörpern bindet dabei an Oberflächenstrukturen der Schilddrüse und schädigt diese. Da nun die Strukturen wie Muskeln und Bindegewebe der Augenhöhle in ihrer Oberflächenbeschaffenheit teilweise derjenigen der Schilddrüse ähneln, werden diese von den entsprechenden Antikörpern auch angegriffen.

Symptome

Bei Zellschäden wie sie im Rahmen von Autoimmunprozessen auftreten entsteht eine Entzündung die sich in Form einer Gewebeschwellung bemerkbar macht. Die dadurch entstehende Grössenzunahme in der Augenhöhle führt zu einer Verschiebung der Augen nach aussen (nach innen ist die Augenhöhle durch knöcherne Anteile des Schädels begrenzt). Die Folge sind diverse Beschwerden:

  • Hervorstehende Augen (Exophthalmus)

  • Unzureichender Schluss der Augenlider

  • Trockene Augen durch mangelnde Befeuchtung der Hornhaut mit Rötung der Augen, Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit und vermehrtem Augentränen

  • Sehminderung

  • Augenschmerzen

  • Augenmuskelstörungen mit Doppelbildern und Schielen

Gefürchtet sind insbesondere druckbedingte Schäden am Sehnerven. Diese können Gesichtsfeldausfälle bis hin zum kompletten Sehverlust zur Folge haben.

Was ist die Basedow-Erkrankung?

Beim Morbus Basedow handelt es sich um einen Autoimmunprozess, bei dem es zur Bildung von Antikörpern gegen die Schilddrüse und oftmals auch Bestandteile der Augenhöhle kommt. Charakteristischerweise tritt eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auf. Die Schilddrüse wird grösser (sog. Struma) und es werden vermehrt Hormone produziert, was wiederum viele verschiedene Symptome hervorrufen kann (Gewichtsverlust, Haarausfall, Schwitzen, Herzrasen, u.a.). Sind zu dem die Augen betroffen (Endokrine Orbitopathie), so spricht man von der sog. Merseburger-Trias, ein für die Basedow-Erkrankung typischer Beschwerdekomplex.

Gibt es Risikofaktoren?

Frauen haben ein erhöhtes Risiko eine endokrine Orbitopathie zu entwickeln. Grundsätzlich ist das weibliche Geschlecht häufiger von Krankheiten betroffen welche durch das körpereigene Immunsystem ausgelöst werden. Ein weiterer bekannter Risikofaktor ist das Rauchen. Neben der höheren Wahrscheinlichkeit einer zusätzlichen Augenbeteiligung, verläuft die Erkrankung bei Rauchern in den meisten Fällen ungünstiger und die die Behandlungserfolge sind deutlich geringer. Der Rauchstopp stellt daher eine wichtige präventive und therapeutische Massnahme dar!

Augenärztliche Kontrollen

Bei Schilddrüsenerkrankungen mit Augenbeteiligung haben Untersuchungen beim Augenarzt einen grossen Stellenwert. Bei Verdacht auf eine Endokrine Orbitopathie erfolgt zunächst eine gründliche augenärztliche Untersuchung. Dabei wird folgendes geprüft:

  • Sehschärfe

  • Farbsehen

  • Gesichtsfeld

  • Augenhintergrund

  • Augendruck

  • Augenbeweglichkeit

  • Lidspaltenweite

  • Exophthalmus (Hervorstehende Augen)

Erhärtet sich der Verdacht, so kann die Diagnose mittels einer Bildgebung (MRI oder CT) gesichert werden.

Therapie

Während die Therapie der Schilddrüsenfehlfunktion durch den Hausarzt oder Internisten erfolgt, wird die Endokrine Orbitopathie vom Augenarzt behandelt. Je nach Ausprägung und Stadium der Erkrankung kommen dabei verschiedene Therapiemöglichkeiten in Frage. Akut, im Schub der Erkrankung wird in der Regel Kortison über einige Tage bis Wochen verabreicht. Bei hoher Entzündungsaktivität kann auch die Augenhöhle bestrahlt werden. Eine symptomatische Therapie zur Symptomlinderung wird vor allem bei den chronischen Formen praktiziert und besteht unter anderem in der regelmässigen Befeuchtung der Augen mittels künstlicher Tränen (Augentropfen). Ausgeprägtes Schielen, Doppelbilder und vor allem bei druckbedingter Kompression des Sehnerven kann ein operativer Eingriff nötig sein. Diese Fälle sind allerdings selten. Die chirurgische Therapie kann auch bei kosmetischen Gründen wie stark hervorstehenden Augen in einzelnen Fällen geprüft werden.

Gute Schilddrüsenfunktion und augenärztliche Kontrolluntersuchungen

Primär ist es wichtig, eine gute Schilddrüsenfunktion zu erreichen. Dies kann zum Beispiel medikamentös durch Unterdrückung der Schilddrüsenüberfunktion erfolgen. Parallel sollten engmaschig, regelmässige Kontrolluntersuchungen der Augen erfolgen. Je nach Ausprägung der Augen-Symptome werden entsprechende Therapien eingeleitet. Informieren Sie Ihre Augenärzte in Zürich. Gerne arbeiten wir mit Ihrem behandelnden Arzt / Hausarzt zusammen um Ihnen eine optimale Therapie zu ermöglichen und Ihre Augen zu schützen!