Die Sehschule (Orthoptik)

22.08.2022
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Einheitliches und räumliches Sehen durch binokulares Sehen

Das menschliche Sehen ist ein binokulares System, das heisst man schaut mit zwei Augen. Das Sehen mit nur einem Auge wird als monokulares Sehen bezeichnet. Das Gehirn erhält beim binokularen Sehen zwei verschiedene Seheindrücke, die miteinander zu einem Bild verbunden werden müssen. So entsteht ein einheitliches Bild, das wir als einheitlichen Seheindruck wahrnehmen. Zudem ermöglicht das Sehen mit zwei Augen auch das räumliche Sehen. Durch zwei unterschiedliche Sehinformationen beim Betrachten von Gegenständen oder Räumen können die Dimensionen ihrer Räumlichkeit optimal wahrgenommen werden.

Bei bestimmten angeborenen oder erworbenen Erkrankungen oder Einschränkungen wie dem Schielen ist das binokulare Sehen gestört. Mit einer bestimmten Form der Sehschule, der sogenannten Orthoptik, kann ein gestörtes binokulares Sehen festgestellt und auch therapiert werden. Der Begriff Orthoptik stammt aus dem Griechischen, in dem die Bezeichnung „orthos“ richtig oder gerade bedeutet.

Diagnostik und Therapie durch Orthoptik

Besonders in der Kindheit und im Jugendalter kann durch ein gestörtes binokulares Sehen eine langfristige Schädigung im Zusammenwirken von Gehirn und Auge entstehen. Bei Kindern entwickelt sich das Gehirn sehr rasch und lernt andauernd dazu. Kommt es nun zu einer Unterdrückung des Seheindrucks des einen Auges, wird durch das Gehirn der Fokus auf das andere Auge gelenkt und das geschwächte Auge vernachlässigt. Dies führt dazu, dass die Entwicklung des Sehzentrums des betroffenen Auges im Gehirn nur eingeschränkt erfolgt und das Auge schwachsichtig wird bzw. sich eine sogenannte Amblyopie entwickelt. Bei jungen Kindern lässt sich meistens durch eine rasche und adäquate Therapie wieder ein binokulares Sehen erzielen. Je älter das Kind wird, desto schwieriger ist jedoch die Therapie. Diese einseitige Unterdrückung des Seheindrucks kann durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden. So führt zum Beispiel ein starker Unterschied in den Brillenstärken dazu, dass ein Auge besser sieht oder auch Trübungen im optischen System, wie etwa ein angeborener grauer Star oder Verletzungen des Auges. Eine häufige Ursache ist auch das Schielen.

Beim Schielen (Strabismus) wird zwischen verschiedene Formen unterschieden, so wird ein Einwärtsschielen als Esophorie, ein Auswärtsschielen hingegen als Exophorie bezeichnet. Dabei wird jeweils ein Auge genutzt, welches ein Objekt im Blickfeld fixiert, das andere Auge weicht ab. Dies ist besonders im Kindesalter problematisch, da das abweichende Auge nicht genutzt wird und dadurch schwachsichtig werden kann (Amblyopie). Daher ist es wichtig eine etwaige Störung wie beispielsweise Schielen rechtzeitig zu behandeln. In der Sehschule werden unter anderem diese Fehlstellungen der Augen, Fehlsichtigkeiten und das räumliche Sehen untersucht und rasch erkannt und behandelt. Die Orthoptik bietet hier gute therapeutische Möglichkeiten.

Weitere Einschränkungen neben dem Schielen, welche in der Sehschule (Orthoptik) auch behandelt werden können sind ein sogenanntes Augenzittern (Nystagmus), Fehlsichtigkeiten wie eine Kurz- oder Weitsichtigkeit oder auch Akkomodationsstörungen, d.h. Störungen bei der Naheinstellung. Auch bei Sehstörungen nach Unfällen, bei zu früh geborenen Kindern oder bei Kindern mit anderen Einschränkungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Leseproblemen und Konzentrationsstörungen kann eine Diagnostik im Rahmen einer Sehschule indiziert sein.

Breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten

Bevor eine Augenerkrankung in der Sehschule behandelt werden kann, muss die Diagnose in einer augenärztlichen Untersuchung festgestellt bzw. gesichert werden.

Das Spektrum der Orthoptik beinhaltet anschliessend die Anpassung von Brillen oder Kontaktlinsen bei Fehlsichtigkeiten oder das Abkleben eines Auges bei Schielen. Dabei wird das fixierende Auge abgeklebt, um das abweichende Auge zu stärken und so eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie) zu vermeiden. Beim Sehen von Doppelbildern werden Prismen-Gläser eingesetzt, auch können Brillen mit Prismengläsern das Gesichtsfeld erweitern. Ist das Gesichtsfeld auf einer Seite eingeschränkt, beispielsweise nach einem Schlaganfall, so wird versucht, die andere Seite durch Training gezielt zu stärken.

Fazit

Durch die Orthoptik (Sehschule) können eine Vielzahl an Sehstörungen mit Einschränkungen des binokularen Sehens diagnostiziert und behandelt werden. Insbesondere bei kleinen Kindern mit angeborenem Schielen kommt der Orthoptik eine wichtige Rolle zu. Hier gilt es eine Schwachsichtigkeit des abweichenden Auges zu vermeiden und Langzeitschäden zu verhindern. Meist ist ein Schielen im Kindesalter angeboren. Tritt es hingegen plötzlich auf muss es sofort abgeklärt werden! Haben Sie Fragen? Ihre Augenärzte in Zürich Wallisellen beraten und untersuchen Sie gerne! Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin.